Hans-Joachim Irmler

Hans-Joachim Irmler

Hans-Joachim Irmler, geboren 1950, begann früh mit klangerzeugender Technik zu experimentieren. Als Jugendlicher baute er sich seine erste Orgel. 1969 zog er nach Hamburg, studierte Kunst und arbeitete für das Fernsehen. Dort Teil eines Kollektivs von Musikern und Filmemachern. Aus dieser losen Gruppe kristallisierte sich eine Band heraus, die später unter dem Namen Faust bekannt und die in der Folgezeit bei Avantgarde-Musikinteressierten in aller Welt berühmt wurde.
1971 handelte Faust einen Vertrag mit dem Label Polydor aus, im Rahmen dessen ein eigenes Studio und eine eigens für die Band angefertigte Tontechnik zur Verfügung gestellt wurde (was für eine "Pop-" oder "Rockgruppe" zu jener Zeit eine Unverschämtheit war). Auf ihrem selbstbetitelten Debütalbum aus dem Jahr 1971 (auf durchsichtigem Vinyl gepresst und in einer durchsichtigen Hülle verkauft) ist teils vertraute Musik zu hören, die mit elektronisch erzeugten und verzerrten Klängen angereichert wurde. Faust ist damit das wahrscheinlich ausgefallenste Album, das je auf einem Major-Label veröffentlicht wurde. Die auf dem Debutalbum der Band zu hörende musikalische und technologische Verfremdung ist zum Leitmotiv von Hans-Joachim Irmlers Ästhetik geworden. Er arbeitet stets mit selbstgebautem oder stark modifiziertem Equipment. So ist es wenig verwunderlich, dass er nach der Auflösung von Faust im Jahr 1975 eine eigene Keyboardwerkstatt in Hamburg eröffnete.
Faust hörte nie wirklich auf. Es gab immer wieder Reunions – mal privat, mal öffentlich. 1994 nahmen er und zwei andere Kernmitglieder von Faust mit Rien das erste Album nach 20 Jahren auf. Es wurde von Jim O'Rourke produziert und auf Jeff Hunts Table Of Elements veröffentlicht, einem der wichtigsten Labels für so genannten Post-Rock in den 90er Jahren. Irmler gründete 1996 sein eigenes Label Klangbad, auf dem er nicht nur Faust, sondern auch andere Bands veröffentlichte, von denen er die meisten im eigenen Studio aufnahm (u.a. Custer, Dieter Moebius, Circle, Ectogram, Nightingales, Ole Lukkye, uvm.). 2004 zog das Studio in die Räumlichkeiten einer stillgelegten Papierfabrik im schwäbischen Kleinstädchen Scheer um. Dort stehen alle von Irmler in den letzten 30 Jahren gebauten Geräte sowie neue, computergestützte Aufnahmewerkzeuge zur Verfügung. 
 

Hans-Joachim Irmler © Manuel Wagner
Hans-Joachim Irmler © Manuel Wagner

Hans-Joachim Irmler © Manuel Wagner

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